Franz Josef Altenburg & Pedro Boese





Emmanuel Walderdorff Galerie, Molsberg
Eröffnung: 10.09.2023
Laufzeit: 10.09. - 18.11.2023
In Zeiten großer Innovationen, in denen sich auch das Individuum immer wieder neu erfinden muss, wächst zwangsläufig auf der anderen Seite auch die kollektive Sehnsucht nach bekannten Sicherheiten. Für die Gesellschaft ist damit ein nur temporär gültiger Mechanismus beschrieben, der Gutes und Schlechtes gleichermaßen hervorbringen kann. Die Kunstgeschichte allerdings kennt es gar nicht anders. Der Konflikt zwischen Innovation und Kontinuität ist ihr unweigerlicher Antrieb, und kann gleichzeitig knifflige Fragen aufwerfen: Wie lässt sich eine künstlerische Linie entwerfen, die nicht im Kreis führt? Wie schaffe ich es, Anknüpfungspunkte innerhalb meiner Kunst zu setzen, ohne Abnutzungserscheinungen zu riskieren?
Nur Wenigen gelingt es schon zu Beginn ihres künstlerischen Lebens, eine Formensprache zu entwickeln, die ihnen in diesem Sinne die Sicherheit eines ureigenen Ausdrucks garantiert, ohne Korsett zu sein. Franz Josef Altenburg und Pedro Boese gehören zu diesen seltenen Ausnahmen. Doch nicht nur hierin liegt eine Analogie, die uns dazu veranlasst hat, die wunderbare Zusammenarbeit zur retrospektiven Ausstellung Altenburgs im Keramikmuseum Westerwald (15.07. – 19.11.2023) mit einer zeitgenössischen Position aus einem anderen Medium zu ergänzen. Beide Künstler arbeiten fast ausschließlich mit den geometrischen Grundformen und haben hierin Anknüpfungspunkte zur Konkreten Kunst. Sich von dieser wiederum abhebend geht es ihnen nicht um eine Reduktion auf eine abstrakte und universalistische Basis der Form, sondern im Gegenteil – sie suchen vor Allem nach den Ursprüngen des Individuellen. (…)
Text: Julius Tambornino
___________________________
In times of great innovation, in which the individual must also constantly reinvent themselves, the collective longing for familiar certainties inevitably grows on the other side. For society, this describes a mechanism that is only temporarily valid and can produce good and bad things in equal measure. Art history, however, knows no other way. The conflict between innovation and continuity is its inevitable driving force, and at the same time can raise tricky questions: How can an artistic line be designed that does not lead in circles? How do I manage to establish points of contact within my art without risking signs of wear and tear?
Only a few succeed in developing a formal language at the very beginning of their artistic lives that guarantees them the security of their very own expression without being a corset. Franz Josef Altenburg and Pedro Boese are among these rare exceptions. But this is not the only analogy that has prompted us to complement the wonderful collaboration on Altenburg's retrospective exhibition at the Keramikmuseum Westerwald (15 July - 19 November 2023) with a contemporary position from a different medium. Both artists work almost exclusively with basic geometric forms and have links to Concrete Art. In contrast to Concrete Art, they are not concerned with a reduction to an abstract and universalistic basis of form, but on the contrary - they search above all for the origins of the individual. (...)
Text: Julius Tambornino